Nachtrag: Toolkit-Release Oktober 2016 (Teil 2)

Ich bin leider etwas hinterher mit meinem Blog. Nachdem nun schon das Februar-Update vor der Tür steht, will ich der Vollständigkeit halber noch den zweiten Teil zum Blog-Beitrag für das Release vom Oktober 2016 nachschieben. Die Änderungen in den D-A-CH hatte ich bereits im ersten Teil beschrieben.

Info zum Release vom Oktober 2016 auf der Website des RDA Toolkit
Info zum Release vom Oktober 2016 auf der Website des RDA Toolkit

Fast-Track-Änderungen vom August 2016 in der deutschen Fassung

In der deutschen Fassung wurden die normalen Fast-Track-Änderungen eingearbeitet, die im August 2016 ins englische Toolkit gekommen waren (RSC/Sec/3). Ich hatte diese im entsprechenden Blog-Beitrag bereits vorgestellt (im Abschnitt "Fast Tracks"), sodass ich hier nicht alles wiederholen muss. Wie das jetzt alles auf Deutsch aussieht, kann man in der Änderungshistorie im RDA-Info-Wiki nachlesen (direkter Link zum Dokument); die Fast-Track-Änderungen befinden sich auf den ersten sieben Seiten dieses Dokuments.

Besonders wichtig sind m.E. die Änderungen bei 2.15 - insbesondere der Wegfall der Verpflichtung, eine Erläuterung mit anzugeben, wenn es mehrere ISBNs gibt. Die entscheidende Stelle in RDA 2.15.1.7 heißt jetzt: "Wenn die Ressource mehrere Identifikatoren desselben Typs besitzt, erfassen Sie eine kurze Erläuterung hinter dem Identifikator, wenn diese als wichtig für die Identifizierung angesehen wird." Die Terminologie-Änderungen bei 2.15.2 und 2.15.3 sind harmloser ausgefallen, als ich angenommen hatte: Die "Musik-Bestellnummer" heißt immer noch so; die "Druckplattennummer" heißt jetzt "Druckplattennummer für Noten".

In 11.2.2.18.1 wurde "wenn vorhanden" ergänzt: es heißt jetzt: "Wenn der Titel je nach Geschlecht des Amtsinhabers variiert, verwenden Sie einen allgemeinen Terminus, wenn vorhanden (z.B. Herrscher statt König oder Königin). Das Problem, dass natürlich auch "Herrscher" nicht geschlechtsneutral ist, haben die Übersetzerinnen leider auch nicht lösen können. Wenn es kein im Deutschen sinnvolles Beispiel gibt, das man stattdessen nehmen könnte, sollte m.E. die Klammer in der deutschen Fassung entweder ganz entfallen oder man müsste das englische Beispiel belassen, also: "(z.B. im Englischen Sovereign statt King oder Queen)".

Wichtig sind noch die neuen Beziehungskennzeichnungen im Anhang I: Bei den geistigen Schöpfern "Remix Artist" sowie bei den sonstigen Personen etc. in Verbindung mit einem Werk der "Casting Director" ("Eine Person, Familie oder Körperschaft, die für die meisten Aspekte der Rollenvergabe und Aufgabenzuteilung an darstellende Künstler verantwortlich ist.") und der "Produzent einer Tonaufnahme" (als weiterer Unterbegriff von Produzent; bisher gab es dort schon Fernseh-, Film- und Hörfunkproduzent). Bei den Mitwirkenden kamen neu hinzu der "Tontechniker" mit dem Unterbegriff "Mischtontechniker"; außerdem sehe ich dort jetzt noch einen in der Übersicht nicht aufgeführten weiteren Unterbegriff "Aufnahmetechniker" (das scheint der ehemalige "Toningenieur" zu sein, der umgetauft und in der Hierarchie versetzt wurde). Weitere Ergänzungen bei den Mitwirkenden waren der "DJ", der "Synchronregisseur" und der "Musik-Programmierer".

Weitere Änderungen in der deutschen Fassung

Die restlichen 30 Seiten der Oktober-Änderungshistorie enthalten weitere Änderungen. Nur zu einem ganz kleinen Teil handelt es sich dabei um Korrekturen an der deutschen Übersetzung, beispielsweise in 2.3.2.11, wo es um fingierte Titel geht: Dort wurde sinnvollerweise das Wort "Andeutung" an zwei Stellen in "Angabe" geändert (Angabe über die Art bzw. das Thema einer Ressource).

Das Gros der weiteren Änderungen sind solche, die vom RSC außerhalb des normalen Änderungsverfahrens eingebracht wurden. Sie stehen im Zusammenhang mit der umfangreichen Revision im Bereich "RDA Reference" und im Glossar, über die ich bereits in einem früheren Blog-Beitrag berichtet hatte. Die zahlreichen im Dokument RSC/Sec/4 aufgelisteten Änderungen sind noch nicht in die deutsche Fassung übernommen wurden; nach aktuellen Stand ist dies für August 2017 geplant. Neben den in RSC/Sec/4 aufgeführten Änderungen wurde aber die englische Fassung im August 2016 noch an verschiedenen weiteren Stellen geändert - ohne dass dies dokumentiert wurde. Im Hintergrunddokument RSC/Chair/17 wird dazu nur gesagt: "Minor changes were made to the punctuation and wording of many RDA Reference definitions and scope notes. These are not listed." Seit einiger Zeit werden außerdem grundsätzlich keine Änderungen an Beispielen mehr dokumentiert (früher waren solche Änderungen im Fast-Track-Dokument enthalten).

Allerdings mussten natürlich die Übersetzerteams informiert werden, und erfreulicherweise haben wir auf diesem Weg in der deutschen Änderungshistorie eine Auflistung der entsprechenden Änderungen bekommen. In der Regel sind es tatsächlich ganz harmlose Änderungen (vor allem kleinere sprachliche Umgestaltungen, z.B. Wechsel vom bestimmten zum unbestimmten Artikel). Einige Definitionen haben sich allerdings nicht unerheblich verändert - hier zwei Beispiele:

  • Titelzusatz (RDA 2.3.4.1): früher "Informationen, die in Verbindung mit dem Haupttitel einer Ressource erscheinen und diesem nachgeordnet sind"; jetzt "ein Wort, ein Zeichen oder eine Gruppe von Wörtern und/oder Zeichen, die in Verbindung mit dem Haupttitel einer Ressource erscheinen und diesem nachgeordnet sind."
  • Haupttitel der Reihe (RDA 2.12.2.1): früher "die hauptsächliche Bezeichnung einer Reihe (d.h. der normalerweise beim Zitieren der Reihe verwendete Titel"); jetzt "eine Bezeichnung einer Reihe, die in einer Manifestation eines Teils einer Reihe erscheint."

So etwas nicht ordentlich zu kommunizieren, finde ich schon etwas problematisch - nicht zuletzt, weil solche Änderungen ja auch in unterschiedlichen Dokumentationen (z.B. Schulungsunterlagen) nachvollzogen werden müssen. Deshalb bin ich insgesamt nicht glücklich mit der Tendenz des RSC, keine vollständigen Änderungshistorien mehr zu liefern.

Vielleicht verbessert sich dies mit dem Redesign des Toolkit im 3R-Projekt. In einem aktuellen Bericht zum Stand des Projekts von James Henelly wird zumindest "a revision history solution that works for all language versions" angekündigt, welche auch einen "track changes view" beinhalten soll. Allerdings ist dort auch zu lesen, dass es "a clear definition from RSC about what constitutes a trackable change" geben werde. Folglich steht zu befürchten, dass auch weiterhin bestimmte Typen von Änderungen nicht in der Änderungshistorie erscheinen werden.

Weitere Neuerungen

In der englischen Fassung wurden im Oktober 2016 wieder einige Fast-Track-Änderungen eingepflegt, die in RSC/Sec/5 zusammengestellt sind. Diese werden erst im August 2017 in die deutsche Fassung kommen, weshalb ich den Bericht darüber bis dahin verschiebe.

Nicht alle Übersetzungen werden so regelmäßig aktualisiert wie die deutsche. Mit dem Oktober-Update gab es Aktualisierungen bei der französischen, spanischen und finnischen Fassung (diese sind jetzt auf dem Stand von April 2016).

Eine für unseren Raum wichtige Neuerung ist, dass es die D-A-CH jetzt auch in einer französischen Übersetzung gibt, die primär für die französischsprachigen Bibliotheken in der Schweiz gedacht ist. Im NEBIS-Verbund betrifft dies immerhin etwa 12 % von 140 teilnehmenden Bibliotheken. Mit Blick auf RDA ist diese Zweisprachigkeit nicht unproblematisch; vgl. dazu den sehr interessanten Vortrag Regelwerke im multilingualen Kontext von Selina Märchy und Jürgen Küssow, gehalten im September 2016 auf dem BIS-Kongress in Luzern (siehe auch den Blog-Beitrag). Um die französischen D-A-CHs zu sehen, muss man die Toolkit-Sprache in seinem Profil auf Französisch umstellen. Natürlich wird es auch bei der Aktualisierung der D-A-CH-Übersetzung immer einen gewissen zeitlichen Verzug geben.

Soviel als Nachtrag zum Oktober-Update. Ich mache aber gleich weiter mit einem Beitrag zum Februar-Update.

Heidrun Wiesenmüller

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