"Baustelle RDA" - Vortrag auf dem BIS-Kongress

Alle zwei Jahre veranstaltet der Schweizer Verband BIS (Bibliothek Information Schweiz) - Ihnen allen schon deshalb bekannt, weil wir ihn im Lehrbuch als Beispiel verwendet haben (auf S. 102 und S. 158) - einen mehrtägigen Kongress, diesmal vom 31. August bis 3. September im schönen Luzern. Tagungsort war das moderne und absolut zentral (direkt gegenüber dem Bahnhof) gelegene Hauptgebäude der Universität und der Pädagogischen Hochschule Luzern.

Das von der Universität und der Pädagogischen Hochschule gemeinsam genutzte Gebäude
Das von der Universität und der Pädagogischen Hochschule gemeinsam genutzte Gebäude

Am Donnerstag gab es einen Track mit dem Titel "RDA, GND und andere Grossbuchstaben", in dem auch ich einen Vortrag gehalten habe: "Baustelle RDA - die Dynamik des Regelwerks als Herausforderung". Die Präsentation können Sie hier herunterladen (oder klicken Sie einfach auf die hier abgebildete Titelfolie).

Ich halte das für ein ganz "heißes" Thema, mit dem wir uns dringend beschäftigen müssen. Der Vortrag war allerdings vor allem eine Problembeschreibung; mögliche Lösungsstrategien konnte ich nur andeuten.

Klar ist für mich zum einen, dass die Rezeption, Verarbeitung und Kommunikation der Änderungen in RDA eine Daueraufgabe ist, für die folglich auch dauerhaft die nötigen Ressourcen bereitgestellt werden müssen. Ob die Entscheidungsträger dafür schon sensibilisiert sind, vermag ich nicht zu sagen.

Zum anderen scheint mir eine gewisse "Professionalisierung" der Vorgehensweisen nötig. Insbesondere brauchen wir nach meinem Eindruck bessere Werkzeuge, um die komplexen Prozesse effizient steuern und die Neuerungen optimal kommunizieren zu können. Das ist allerdings sicher kein Thema für eine Regelwerksexpertin, wie ich es bin, sondern damit müssten sich Spezialisten aus dem Bereich Prozess- und Kommunikationsmanagement beschäftigen.

Sehr interessant waren auch die anderen Beiträge in diesem Track. Besonders spannend fand ich einen Bericht aus der NEBIS-Verbundzentrale von Selina Märchy und Jürgen Küssow ("Regelwerke im multilingualen Kontext"). Im NEBIS-Verbund sind (was mir gar nicht so richtig bewusst war) auch Bibliotheken aus der französischsprachigen Schweiz vertreten. Daraus ergeben sich besondere Herausforderungen. Ein Problem ist, dass die französischsprachige Übersetzung nicht so regelmäßig und schnell nachgeführt wird wie die deutsche. Eine weitere Schwierigkeit ist, dass unsere D-A-CH-Anwendungsrichtlinien verständlicherweise "deutsch denken". Französischsprachige KollegInnen empfinden deshalb die Einführung von RDA, wie berichtet wurde, weniger als Internationalisierung denn als "Germanisierung". Das war für mich ein ganz neuer Aspekt.

Sicher werden die Vorträge - wie auch bei den letzten Kongressen - wieder auf der Website des BIS veröffentlicht werden. Die Dokumente werden dann voraussichtlich von dieser Seite aus erreichbar sein.

Der BIS-Kongress ist eine vergleichsweise familiäre Veranstaltung mit einigen hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die sich untereinander fast alle zu kennen scheinen. Es herrschte sehr gute Stimmung, nicht zuletzt beim Festabend (in Gestalt einer Fahrt auf dem Vierwaldstätter See). Und natürlich war Luzern auch als Stadt eine Reise wert. Deshalb - wenn auch gänzlich "off-topic" - im Folgenden noch einige Eindrücke von meinem Stadtrundgang:

Heidrun Wiesenmüller

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