Metadaten zwischen Autopsie und Automatisierung – welche Qualität brauchen wir?

Am 13. März 2018 veranstaltete die dbv-Kommission für Erwerbung und Bestandsentwicklung in Düsseldorf einen Workshop unter dem Titel Metadaten zwischen Autopsie und Automatisierung – welche Qualität brauchen wir? Das Konzept sah sowohl Vorträge als auch Diskussionsteile vor. Zwei der drei Vorträge sind bereits auf der Seite der Kommission abrufbar, der dritte wird hoffentlich bald folgen. Ich fand es schon grundsätzlich sehr spannend, dass sich die Erwerbungskommission überhaupt mit dem Thema Datenqualität befasst.

Website zu den Fortbildungen der Erwerbungskommission
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Mein eigener Vortrag Erschließungsdaten in einer heterogenen und verlinkten Welt - Überlegungen zur Datenqualität war als Überblicksbeitrag gedacht und versucht deshalb einen "Rundumschlag" durch die Welt der Metdaten, der Datenqualität und des Metadatenmanagements. Es folgten Vorträge von Ulrike Junger aus der Sicht der DNB und von Björn Muschall (UB Leipzig) von Seiten einer Universitätsbibliothek.

Leider geriet der Zeitplan etwas aus den Fugen (an mir lag's nicht...), sodass für die Diskussion in den Arbeitsgruppen am Ende nur etwa eine Stunde Zeit blieb anstatt der eigentlich geplanten eineinhalb Stunden - wobei sicher auch dies nur gereicht hätte, um die Themen anzudiskutieren. Die Arbeitsgruppen wurden bewusst etwas unterschiedlich zusammengesetzt (z.B. waren in einer Gruppe überwiegend ÖB-VertreterInnen) und von Mitgliedern der Kommission geleitet. Die Leitfragen waren: "Welche Metadatenqualität brauchen wir?", "Worauf können wir verzichten?" und "An welchen Kriterien orientiert sich diese Abwägung?". Aus meiner Sicht wäre noch eine wichtige Frage gewesen: "Welche Ressourcen benötigen eine besonders hohe Datenqualität und mit welchen Kriterien können diese Ressourcen identifziert werden?"

Die ReferentInnen waren keiner Gruppe fest zugeordnet, sondern konnten zwischen den Arbeitsgruppen hin und herspringen. Ich habe insofern nur Ausschnitte aus den verschiedenen Diskussionsgruppen mitbekommen sowie die abschließenden Zusammenfassungen durch die ModeratorInnen. Aufgefallen ist mir, dass es sehr stark um die intellektuelle Katalogisierung durch BibliothekarInnen ging - vielleicht, weil auch recht viele Katalogisierende unter den TeilnehmerInnen waren. Ich persönlich hätte es eigentlich für wichtiger gehalten, sich auf die Metadaten anderer Produzenten zu konzentrieren. Übrigens wurden letztlich nur sehr wenige Punkte identifiziert, die von einer Mehrheit für verzichtbar gehalten wurden (insbes. die Normalisierung bei der Groß- und Kleinschreibung).

Die Abschlussdiskussion war interessant und anregend, aber es wurde auch eine gewisse Ratlosigkeit deutlich - es ist einfach sehr schwierig, hier einfache Antworten zu finden. Natürlich wurde auch darauf hingewiesen, dass noch immer Mehrfacharbeit geleistet wird, weil dieselbe Ressource in mehreren Verbünden erschlossen wird.

Auch ich bin noch nicht zufrieden damit, dass die Mechanismen zur Nachnutzung und zum Datenaustausch trotz jahrelanger Anstrengungen noch nicht so gut funktionieren und genutzt werden, wie man es sich erhofft hat. Wenn man dies allerdings mit der Situation in anderen Ländern vergleicht, zeigt sich: Trotz der immer noch vorhandenen Defizite ist gerade die Formalerschließung in Deutschland bereits seit vielen Jahren enorm stark rationalisiert. Natürlich ist es ärgerlich, wenn dieselbe Ressource zwei-, drei- oder viermal katalogisiert wird. Aber zumindest nützen alle Bibliotheken eines Verbunds genau denselben Datensatz und finden es normal, dass sie daran keine eigenen Veränderungen mehr machen können. Im klassischen amerikanischen System hingegen verwendet man zwar einen z.B. aus OCLC heruntergeladenen Datensatz als Ausgangsbasis, hält es aber für ganz natürlich, diesen noch individuell zu verändern - und diese Einstellung ändert sich erst ganz langsam aufgrund der neuen Cloud-Systeme. Auch bei den Normdaten haben wir ein deutlich effizienteres und rationelleres System als die angloamerikanische Welt, da Änderungen nur an einer einzigen Stelle vorgenommen werden müssen. Wir jammern also auf hohem Niveau.

Nichtsdestoweniger muss die Kooperation und Arbeitsteilung fraglos noch weiter erhöht werden - gerade angesichts der Kapazitätsprobleme der DNB und insbesondere im Bereich der Sacherschließung (die auf dem Workshop nur eine kleine Rolle spielte). In diesem Zusammenhang ist es sicher interessant, dass sich der Standardisierungsausschuss derzeit gezielt mit diesem Thema befasst. Vor kurzem fand an der DNB ein Workshop für die Mitglieder des Standardisierungsausschusses unter dem Titel "Kooperative Erschließung und Informationsversorgung im D-A-CH-Raum am Beispiel der Inhaltserschließung" statt. Wie ich gehört habe, wird der STA an diesem Thema weiterarbeiten. Es ist also zu hoffen, dass es hier mittelfristig zu Verbesserungen kommen wird.

Heidrun Wiesenmüller

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