Kurze vs. lange Verantwortlichkeitsangabe

Hier eine interessante Frage, die im RDA-Forum des SWB gepostet wurde:

"Mir liegt ein Werk vor, das auf der Titelseite folgende Angabe zur Herausgeberschaft enthält:

Heinz Kleger (Hg.)

Auf der Rückseite der Titelseite findet sich folgendes:

Herausgeber: Jann Jakobs, Heinz Kleger

Wie müsste die Verantwortlichkeitsangabe aussehen, wenn man beide Herausgeber berücksichtigen möchte?"

Antwort: Man kann die beiden Verantwortlichkeitsangaben nicht kombinieren. Die Verantwortlichkeitsangabe von der Titelseite geht vor, auch wenn sie weniger Informationen bringt. Wir bilden ja die Ressource so ab, wie die Macher sie haben wollten. Deshalb werden auch Merkwürdigkeiten - wie in diesem Fall - abgebildet. In der Verantwortlichkeitsangabe wird also nur erfasst:

Heinz Kleger (Hg.)

Jedoch gibt es in RDA auch das Element 2.17.3 "Anmerkung zur Verantwortlichkeitsangabe". Eine solche würde ich in diesem Fall zusätzlich machen, z.B. so:

Auf der Rückseite der Titelseite: "Herausgeber: Jann Jakobs, Heinz Kleger"

Die Anführungszeichen muss man hier tatsächlich setzen (vgl. RDA 1.10.3).

Man kann theoretisch auf die Anmerkung verzichten und trotzdem eine Beziehung zu Jann Jakobs als Mitwirkendem anlegen. Aber für die Benutzer wäre dann überhaupt nicht transparent, weshalb auch Jakobs als Herausgeber angegeben wird - womöglich würden sie es sogar für einen Fehler halten. Deshalb sollte man dem Rat aus RDA 2.4.2.3 D-A-CH folgen: "Darüber hinaus wird empfohlen, immer dann, wenn eine Beziehung angelegt wird, auch die zugehörige Verantwortlichkeitsangabe oder eine entsprechende Anmerkung zur Verantwortlichkeitsangabe gemäß 2.17.3 RDA zu erfassen."

Heidrun Wiesenmüller

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Kommentare: 4
  • #1

    Christoph Boveland (Freitag, 20 November 2015 08:35)

    Liebe Frau Wiesenmüller,
    laut RDA 1.10.3 erfolgt die Angabe der Quelle im Anschluss an das Zitat. Müsste die Anmerkung dann nicht als:
    "Herausgeber: Jann Jakobs, Heinz Kleger" - Rückseite der Titelseite
    erfasst werden?
    Viele Grüße,
    Christoph Boveland

  • #2

    Heidrun Wiesenmüller (Freitag, 20 November 2015 09:28)

    Lieber Herr Boveland,
    ich weiß, dass es so in RDA 1.10.3 steht und habe auch darüber nachgedacht, die Anmerkung in der Form zu machen, wie Sie sie vorschlagen (wobei übrigens der Strich nicht vom Regelwerkstext gefordert wird, wohl aber die Tatsache, dass die Quelle *hinter* dem Zitat steht). Jedoch halte ich diese Variante für deutlich schlechter verständlich als meine. RDA spiegelt hier einfach eine langjährige amerikanische Konvention wider, die aber m.E. in unserem Raum nicht gut passt und für Benutzer eher irritierend ist. Bei uns sind einleitende Wendungen gängiger. Ich halte das zwar eher für ein "Klein-Problem" (vieles andere ist im Moment sicher drängender), aber ich kann das Thema bei Gelegenheit in die AG RDA einbringen.
    Wenn ich mit meiner Meinung nicht alleine stehe, gäbe es zwei Möglichkeiten, um das Problem zu lösen: 1. Ein D-A-CH einbringen, das besagt, dass die Quelle nicht zwingend *hinter* dem Zitat stehen muss. 2. Per Fast Track beantragen, die Stelle so zu ändern, dass nur eine Angabe der Quelle gefordert wird, ohne dass genau drin steht, wie dies zu erfolgen hat. Die Begründung dafür wäre, dass sich die Usancen international unterscheiden und RDA ja eigentlich auch nicht genau die Darstellung festlegen will, sondern nur die Inhalte. Ich glaube, dass man mit dieser Argumentation durchkommen könnte.
    Viele Grüße
    Heidrun Wiesenmüller

  • #3

    Ina Krause (Freitag, 04 Dezember 2015 16:11)

    Die Änderung wäre wirklich wünschenswert, dann unterbliebe wenigstens an dieser Stelle ein Bruch in den Katalogen. Ich wurde gerade im November so geschult, wie der Einwand von Herrn Boveland lautet und fand es ziemlich merkwürdig.

  • #4

    Heidrun Wiesenmüller (Samstag, 05 Dezember 2015 10:54)

    Der Punkt steht auf meiner To-do-Liste. Ich bringe es in die AG RDA ein (voraussichtlich allerdings erst im Januar; vorher muss ich noch einige andere "Baustellen" bearbeiten).
    Viele Grüße
    Heidrun Wiesenmüller