3R-Projekt: Redesign des RDA Toolkit

Machen wir uns nichts vor: Das RDA Toolkit war technisch schon veraltet, als es 2010 auf den Markt kam. Seit einiger Zeit gibt es jedoch Hinweise darauf, dass ein größeres Redesign geplant ist. Ich hatte im Blog-Beitrag Last und Lust mit dem Toolkit schon einmal kurz darüber berichtet. Nun hat James Hennelly auf dem Toolkit-Blog erstmals nähere Informationen dazu gepostet.

Das Projekt läuft unter dem Namen "RDA Toolkit Restructure and Redesign (3R) Project" und besteht aus zwei Bereichen: "Restructure" und "Redesign". Beim "Restructure"-Aspekt geht es um die Datenhaltung und das Datenmanagement, welche künftig in zeitgemäßer Form erfolgen sollen. Den ersten Schritt dazu gab es schon im August dieses Jahres: Seitdem wird die sogenannte "RDA Reference" (u.a. Elemente, Beziehungskennzeichnungen, normierte Vokabularien) als Linked Data gehalten, und sowohl die RDA Registry als auch das Glossar im Toolkit werden automatisch daraus erzeugt und stets synchron gehalten (vgl. dazu den Blog-Beitrag Toolkit-Release August 2016 (Teil 2)). Auch das "instruction repository", also die Datenbank mit den Regeln, soll im Rahmen des Projekts einem "major rebuild" unterzogen werden.

Verbesserungen soll es überdies im Redaktionssystem und bei den Werkzeugen für die Übersetzung geben - beides ist für uns sehr wichtig. Verheißungsvoll klingt außerdem dies: "We will also explore new solutions for tracking the history of revisions". Das wäre sehr wünschenswert. Denn die Änderungshistorie im Toolkit ist bisher kaum brauchbar und besteht nur darin, dass seit 2012 einmal jährlich der Stand der englischen RDA-Fassung abgespeichert wird (zugänglich über die sogenannte "RDA Update History", ganz unten im Navigationsbaum). Nun scheint man zumindest ins Auge gefasst zu haben, auch die Entwicklung der Übersetzungen direkt im Toolkit zu dokumentieren.

Noch besser wäre es, wenn es auch für die Anwendungsrichtlinien der verschiedenen Communities eine Änderungshistorie im Toolkit geben würde. Ich hoffe außerdem, dass die Versionierung nach dem Relaunch in besserer und komfortablerer Form zur Verfügung gestellt wird. Zu denken wäre hier an eine Funktion, wie man sie aus jedem Wiki kennt: Aus einer Liste der Versionen wählt man zwei aus, die miteinander verglichen werden sollen. Diese werden dann nebeneinander, mit markierten Änderungen angezeigt (vgl. dazu meinen Vortrag "Baustelle RDA", Folie 21, s. Blog-Beitrag). Hoffentlich erwarte ich hier nicht schon wieder zuviel...

Die Aktivitäten im zweiten Bereich des Projekts, dem "Redesign", werden folgendermaßen charakterisiert:

"The redesign portion of the project will include adoption of a responsive design and a plan to bring the site in compliance with established accessibility standards. We will also investigate improvements to toolkit navigation, display, and features with the goal of creating a user experience that is more intrinsically of the web. A new entity-based view of the instructions will replace the current Element Set view, and the Workflow HTML editor will be updated and improved."

Barrierefreiheit ist in der Tat wichtig; den Aspekt des "responsive design" (d.h. Anpassung an das jeweils verwendete Endgerät) halte ich hingegen für eher nebensächlich - wer verwendet das Toolkit schon unterwegs auf dem Handy? Eine komfortablere Navigation und Anzeige sowie bessere Funktionalitäten sind, wie wir alle wissen, bitter nötig. Denn die bisherige "user experience" ist mäßig und entspricht gewiss nicht dem, was man heutzutage von einer Web-Anwendung erwartet. Hoffen wir also, dass die Entwickler in diesem Bereich einen Schwerpunkt setzen!

Immerhin werden tatsächlich "echte" NutzerInnen in die Arbeiten mit einbezogen. Es wurde eine kleine Gruppe aus Anwenderinnen und Anwendern gebildet, die nicht nur ihre Wünsche einbringen sollen, sondern das gesamte Projekt mit Tests und Feedback begleiten werden. Bis Ende des Jahres kann außerdem jedermann Verbesserungsvorschläge äußern. Diese werden als "user stories" bezeichnet und sind in einer vorgegebenen Struktur in ein Word-Dokument (!) einzutragen, das man dann per E-Mail an ALA Publishing schicken soll (s. die Infos im Toolkit-Blog). (Nebenbei: Wenn man so etwas sieht, kommt man schon ein bisschen ins Zweifeln, ob die Zuständigen wirklich im selben Jahrzehnt leben wie der Rest der Welt... Normal wäre für mich gewesen, für so etwas ein Web-Formular bereitzustellen, in das man seine "user stories" einträgt und dann per Knopfdruck überträgt.)

Die "user stories" müssen in einer festen, dreiteiligen Satzstruktur eingereicht werden: "As a ... I want ... so that ...". Folgendes Beispiel ist beigegeben:

"As a cataloger

I want examples that include title page images

so that I can better understand RDA transcription instructions."

Diese zwanghafte Struktur scheint mir eher lästig; vorsichtshalber werde ich mich aber bei meinen eigenen Einreichungen trotzdem daran halten. Die Gelegenheit, meinen Senf dazuzugeben, werde ich mir natürlich nicht entgehen lassen :-)

Hier kommt meine bisherige Liste von Verbesserungen, die ich mir für die Neuauflage des Toolkit wünsche:

  • bessere Performance, d.h. nicht mehr so lange Wartezeiten beim Arbeiten mit dem Toolkit
  • Möglichkeit, durchgängig den "Zurück"-Button des Browsers zu verwenden (auch beim Sprung von einem D-A-CH zurück zur Regelwerksstelle)
  • Möglichkeit, parallel in zwei Fenstern zu arbeiten (vgl. dazu Tile Tabs: Mehrfenster-Technik beim Toolkit)
  • Möglichkeit, mit einem Klick auf eine Stelle im Navigationsbaum den kompletten, darunter liegenden Zweig aufzublättern
  • Möglichkeit, freigegebene Bookmarks anderer Benutzer auszublenden, damit man nur die eigenen Bookmarks sieht (vgl. Last und Lust mit dem Toolkit)
  • Möglichkeit, in der Suche den Default bei der Sortierung der Treffer zu ändern (von "Relevanz" auf "Reihenfolge der Dokumente")
  • umfassende und komfortabel zu benutzende Änderungshistorie für alle Bereiche des Toolkit

Wir können gerne hier im Blog weitere Verbesserungsvorschläge sammeln; nutzen Sie dafür bitte die Kommentarfunktion. Und natürlich würde ich mich freuen, wenn möglichst viele von Ihnen ebenfalls die Gelegenheit nutzen, ihre "user stories" an die Projektgruppe weiterzugeben - umso höher ist die Chance, dass unsere Wünsche berücksichtigt werden. Falls jemand bei der Übersetzung ins Englische Unterstützung braucht, helfe ich gerne.

Und wann dürfen wir nun mit dem "neuen", runderneuerten Toolkit rechnen? James Hennelly hat auch den Zeitplan bekannt gegeben: Die konkreten Planungen für das 3R-Projekt laufen seit dem Frühjahr 2016. Im April 2017 soll ein weiterer großer Umsetzungsschritt erfolgen ("a major restructuring to the RDA data repository"). Der Relaunch der Website ("the roll out of the revamped site") schließlich ist für April 2018 geplant.

Heidrun Wiesenmüller

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