Toolkit-Release Februar 2016

Auch wenn ich schon ein bisschen spät dran bin, möchte ich doch der Vollständigkeit halber noch kurz über das Februar-Release des RDA Toolkit berichten. Dieses war eigentlich für den 9. Februar 2016 vorgesehen, wurde aber aufgrund eines Missverständnisses erst einen Tag später veröffentlicht. Es handelt sich wiederum nur um ein "kleines" Update. Eine Übersicht über die in die englische Originalfassung eingearbeiteten Fast tracks" gibt es auf der RSC-Website (RSC/Sec/1).

Screenshot Infos zum Februar-Release auf der Website des RDA Toolkit
Infos zum Februar-Release auf der Website des RDA Toolkit

Wie üblich handelt es sich bei den Fast tracks vielfach nur um kleinere sprachliche Korrekturen oder Änderungen an den Beispielen. Inhaltlich am ehesten interessant scheint mir eine Änderung von RDA 9.7.1.3 (Recording gender). Bisher war dort eine feste Liste für die Erfassung des Geschlechts verankert, nämlich "male", "female" und "not known". Dies wurde nun durch eine allgemeinere Anweisung ersetzt: "Record the gender of the person, using an appropriate term in a language preferred by the agency creating the data. Select a term from a standard list, if available."

Auch in den Anhängen hat sich wieder ein bisschen was getan. Im Anhang I sind einige Beziehungskennzeichnungen hinzugekommen: Bei den Mitwirkenden (I.3.1) sind es "censor" ("A person, family, or corporate body contributing to an expression of a work by revising the content for the purpose of suppressing parts deemed objectionable on moral, political, military, or other grounds, but leaving the nature and content of the original work substantially unchanged."), "photographer (expression)" sowie "restorationist (expression)" ("A person, family, or corporate body who contributes to an expression of a work by restoring and/or combining earlier expressions, which may be damaged or fragmentary, to create a new expression."). Überarbeitet wurden "organizer" in I.2.2 und "restaurationist" in I.5.2 (jetzt "restaurationist (item)"). Wenn ich es richtig im Kopf habe, geht der Zensor auf einen Vorschlag der deutschsprachigen Community zurück. Im bisher nur gering ausgebauten Anhang K wurde eine ganze Reihe neuer Bezeichnungen ergänzt, darunter "colleague" mit weiteren Unterbegriffen, "fellow student", "friend", "student" und "teacher". Auch im Glossar gab es verschiedene Ergänzungen, Streichungen und Änderungen. Diese Änderungen werden im April in der deutschen Fassung nachvollzogen.

Im deutschen Text sollten jetzt die "Fast track"-Änderungen vom Oktober-Release eingearbeitet sein. Beispielsweise ist der "researcher" ("A person, family, or corporate body who does research in support of the creation of a work") nun auch in der deutschen Fassung zu finden, und zwar - wie ich gerade feststelle - als "Rechercheur" ("Eine Person, eine Familie oder eine Körperschaft, die recherchiert, um die Schaffung eines Werks zu unterstützen"). Hm. Ich hätte eigentlich gedacht, dass es hier eher um Forschung als um Recherchieren geht... Außerdem sind womöglich Dinge übersehen worden: Zumindest scheinen die neuen Unterbegriffe zum Dirigenten ("choral conductor" und "instrumental conductor") noch nicht in der deutschen Fassung drin zu sein. Es ist aber natürlich auch sehr schwierig, zuverlässig alle Änderungen nachzuführen. Ab diesem Jahr wird deshalb die Übersetzerin an der DNB durch ein festes Team von weiteren KollegInnen aus den Verbünden unterstützt werden. Das halte ich für eine sehr gute Idee.

Es gab außerdem wieder einige kleinere Korrekturen an der deutschen Übersetzung. Zumeist sind dies nur Kleinigkeiten wie Tippfehler oder fehlende Links. Zu den wichtigeren Dingen gehört eine Korrektur bei 7.22.1.3 (Erfassen der Dauer): Bei den Beispielen wurden die Einheiten so geändert, dass sie nun der Vorgabe im D-A-CH bei B.7 entsprechen. Ein Punkt, über den ich mich besonders freue, ist eine Änderung bei der Überschrift des Anhangs A (engl. "Capitalization"): Dieser heißt jetzt nicht mehr "Großschreibung", sondern - was im deutschsprachigen Raum viel sinnvoller ist - "Groß- und Kleinschreibung".

Schwierig ist, dass wir derzeit keine saubere Dokumentation der Änderungen am deutschen Text haben, wie es z.B. die Franzosen machen:

Dokumentation der Änderungen in der französischen RDA-Fassung
Dokumentation der Änderungen in der französischen RDA-Fassung

Ich hoffe, dass wir auch hier in Bälde eine gute Lösung bekommen (ähnlich wie die neue Dokumentation der D-A-CH-Änderungen, vgl. Blog-Beitrag), damit wir uns künftig leichter als bisher einen Überblick über die Änderungen im deutschen RDA-Text verschaffen können.

Für uns am wichtigsten sind natürlich die zahlreichen neuen oder geänderten D-A-CHs, die im Februar ins Toolkit gekommen sind. Diese habe ich bereits in einem früheren Blog-Beitrag vorgestellt. Auch bei den LC-PCC PS, den Anwendungsrichtlinien der National Library of Australia Policy (NLAPS) sowie den Best practices der Music Library Association Best Practices (MLA BP) gab es Aktualisierungen.

Heidrun Wiesenmüller

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Kommentare: 1
  • #1

    Tilmann Fischer (Mittwoch, 16 März 2016 11:43)

    Liebe Frau Wiesenmüller,

    die D-A-CH-Anwendungsrichtlinien werden offenbar laufend geändert und optimiert – das lässt uns hoffen.
    Nämlich darauf, dass sie auch beim PICA-Feld 4025 („Erscheinungsverlauf“ in der ZDB) revidiert werden.

    Dieses ist vor allem für die Nutzer des ZDB-OPACs wichtig, zur genauen Identifizierung einer Zeitschrift bei ähnlich lautenden Titeln und bei Titelsplits. Genau dafür ist auch das Erscheinungsjahr notwendig, das jedoch entsprechend den aktuellen D-A-CHs wegfällt (http://www.zeitschriftendatenbank.de/fileadmin/user_upload/ZDB/pdf/zdbformat/4025.pdf).
    Sie haben also damit eine Titelaufnahme ohne jedes Jahr vor sich! Nehmen Sie einmal die Zeitschrift „Psyche“; es gibt in der ZDB 13 gedruckte Zeitschriften, die exakt so heißen. Wenn dann in dem Literaturzitat, das Ihnen vorliegt, noch der Erscheinungsort fehlt, wird es ohne Jahresangaben ganz schwierig.

    Auch für die Bestandserfasserinnen ist der Erscheinungsverlauf einschließlich der Jahresangaben wichtig. Bisher ermöglichte die standardisierte Form der 4025 einen raschen Überblick. Jetzt gehen die Jahre nur noch aus der 1100 hervor und zudem erschwert die neue Form der 4025 mit all diesen unnötigen „Begleittexten“ (Volume, Jahrgang, Ausgabe …) die Orientierung.

    Die aktuelle D-A-CH-Regel für das Feld 4025 ist also unseres Erachtens eine dramatische Verschlechterung im Vergleich zum alten Standard.
    Es wäre wirklich sehr zu begrüßen, wenn wenigstens die Erscheinungsjahre wieder in diesem Feld erfasst würden.

    Freundliche Grüße vom Bibliotheksteam des Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart
    Tilmann Fischer - Sabine Petri - Stefanie Schwarz