Hinter den Kulissen der AG RDA

Bereits zum siebzehnten Mal tagt die AG RDA - das vom Standardisierungsauschuss eingesetzte Gremium, das die RDA-Einführung vorbereiten und begleiten soll - diese Woche in Frankfurt (27./28. Januar). Wer bei allen Sitzungen seit Juli 2012 dabei war, wird es dann (wenn ich mich nicht verzählt habe) auf nicht weniger als 31 Sitzungstage gebracht und damit einen ganzen Monat (!) im großen Sitzungssaal der DNB gesessen haben.

Foto von einer Sitzung der AG RDA
Impression aus der AG RDA (Foto: Deutsche Nationalbibliothek, Stefan Jockel)

Die Sitzungstage in Frankfurt stellen jedoch nur die "Spitze des Eisbergs" dar, denn der größte Teil der Arbeit geschieht außerhalb dieses Gremiums. Neben den drei Unterarbeitsgruppen (GND, fortlaufende Ressourcen, Musik) wurden im Laufe der Arbeiten noch verschiedene Themengruppen eingesetzt, um sich mit kleineren oder größeren Einzelfragen zu beschäftigen (u.a. Teil-/Ganzes-Beziehungen, Interpunktion, kartografische Ressourcen, Originalschrift, Formangaben). Auch die besonders wichtigen Punkte "Implementierung" und "Schulungen" werden in Themengruppen bearbeitet. Die meisten Mitglieder der AG RDA sind noch in einer oder mehreren Untergruppen aktiv. Zusätzlich arbeiten in den Unterarbeits- und Themengruppen viele Spezialisten mit, die nicht zugleich Mitglied der AG RDA sind.

Die AG RDA ist das Gremium, in dem alle Stränge zusammenlaufen. Hier werden Arbeitsaufträge formuliert, die großen Linien vorgegeben und Entscheidungen getroffen (die dann zum Teil noch vom Standardisierungsausschuss bestätigt werden müssen). Im Vorfeld jeder Sitzung kommt es zu besonders intensiven Aktivitäten im Wiki der AG RDA: Die Untergruppen legen ihre Ergebnisse vor, es werden Entwürfe für Anwendungsregeln eingestellt sowie Meinungsbilder zu Themen abgefragt, an denen gerade gearbeitet wird. Bis zur Sitzung tragen dann alle in der AG RDA vertretenen Verbünde und Institutionen ihre Sicht im Wiki ein. Nach dieser Vorarbeit können viele Punkte in der Sitzung relativ schnell "abgehakt" werden, manchmal gibt es aber auch noch intensive Diskussionen - und manchmal erweist sich ein Punkt als noch nicht abstimmungsreif und wird zur weiteren Ausarbeitung in die jeweilige Untergruppe zurückverwiesen. Die Arbeit verläuft sehr konsensorientiert, und die meisten Entscheidungen werden mit großer Mehrheit getroffen. Einen Überblick über das absolvierte Arbeitspensum geben die Protokolle der AG RDA.

Entsprechend dem Projektfortschritt haben sich auch die Schwerpunkte der Arbeit gewandelt. Am Anfang stand ein Gesamtdurchgang durch das Regelwerk und die Erarbeitung des Standardelemente-Sets für den deutschen Sprachraum, d.h. des gemeinsamen Mindeststandards, der bei intellektuell erstellten Katalogisaten angelegt werden soll. Einen großen Raum nahm die Erarbeitung der Anwendungsrichtlinien ein. Diese sind mittlerweile zum allergrößten Teil fertig gestellt; Lücken gibt es nur noch in einigen speziellen Bereichen. Im vergangenen Jahr spielte natürlich auch das Thema Implementierung eine immer größere Rolle, und derzeit wird intensiv an den Schulungsunterlagen gearbeitet.   

Arbeit, Arbeit und nochmal Arbeit - das ist die eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite stellt die Tätigkeit in der AG RDA und in den Untergruppen sozusagen eine kontinuierliche Fortbildung für alle Beteiligten dar. Durch die intensive Auseinandersetzung mit dem neuen Regelwerk und der angloamerikanischen Katalogisierungstradition, durch das Poolen von Information und den Austausch untereinander konnte in diesem Rahmen enorm viel Know-how aufgebaut werden. Reizvoll ist auch die enge Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen über die Grenzen von Bibliothekssparten, Verbünden und Ländern (Deutschland, Österreich, Schweiz) hinweg, die - zumindest bei mir - immer wieder zu Aha-Erlebnissen führt.

Zu den "Nebenwirkungen" der AG RDA gehört es übrigens, dass wir mittlerweile auch zu Experten in der Frankfurter Gastronomie geworden sind. Denn das gemeinsame Abendessen am ersten Sitzungstag ist Tradition, und die DNB-KollegInnen lassen sich dafür immer wieder neue Lokale einfallen. 

Heidrun Wiesenmüller

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